Donnerstag, 23. Juli 2020

Wackelkontakt

Du fühlst es schon seit ein paar Wochen...es rollt wieder an. Du tust Dinge, die unvernünftig sind und fühlst nichts dabei. Jede Mauer fällt, Grenzen verschwimmen, es kümmert dich einfach nicht.
Wie eine Waage mit ungleichem Gewicht. Mal schwingt die eine Seite hoch, nur um wieder Schwung zu holen, damit die andere oben ist. Mal schwingt sie schneller, mal langsamer...Eine Seite hell, eine Seite dunkel.
Du bist der Mensch, der sich freut, wenn eine Katze auf dein Locken reagiert, du lächelst Hunde an. Und doch fühlst du dich stumpf...irgendwie rau von innen.
Gerade könntest du dich den ganzen Tag in deine Decke wickeln und schlafen. Schlafen, schlafen, schlafen. Der Blick in den Spiegel zeigt Augenringe, fahle Haut und all die kleinen Stellen, die du in Gedanken aufgepuhlt hast und dir ist schlecht, du hast dich nur von Kuchen ernährt heute.
Du lachst in Gesellschaft, schaltest kurz ab. Aber eigentlich willst du nur deine Ruhe, alleine sein, niemanden sehen. Unfähig geworden zu ernsten menschlichen Beziehungen. Du fühlst es einfach nicht. Und versuchst du es doch, beginnst du sofort zu zweifeln, überdenkst und überdenkst bis du dir sicher bist, das du der Fehler im System bist. Du bist nicht interessant genug, nicht der Mühe wert. Ein Licht mit Wackelkontakt, das nur aufglimmt, wenn man das Kabel richtig hält...zu viel Anstrengung.
Wann ist dieses Kabel gebrochen?

Donnerstag, 12. Dezember 2019

alles fühlt sich normal an

alles fühlt sich normal an. du fühlst dich normal. du bist normal aufgestanden, hast die morgendliche Routine begangen. Brote geschmiert, Kinder weggebracht, eingekauft...rumgelegen...Netflix and chill. Hast ja schließlich Urlaub. Du hast dir schön die Glocke über den Kopf gezogen, nicht denken müssen, nur gucken und essen...zu viel essen.
Dann ist es Zeit die Kinder zu holen und für einen kurzen Moment, beim Laufen, bist du alleine. Alleine mit dir und deinen Gedanken. Kein Smartphone, kein Netflix, kein Essen, was dich ablenkt und versucht Löcher zu stopfen, die nicht zu stopfen sind. Und die Traurigkeit rollt über dich hinweg...du bemerkst, wie dunkel es draußen ist, wie ungemütlich...du siehst wieder Gespenster, erträumst dir Situationen, die nicht stattfinden werden..bemitleidest dich selber, das du das alles alleine bewältigen musst, das du niemanden hast, der dir sagt, das er dich liebt und dich im Arm hält, wenn abends alles still ist. Alles wirkt noch grauer als es ist, du hörst dich atmen und du fühlst dich so unwohl in deiner Haut...unnormal.
Es ist nur ein kurzer Moment.
"Mamaa", und es reißt dich aus deiner Blase und alles wird wieder hell.
Nächster Tag. Heute ist ein guter Tag. Du kommst gut aus dem Bett und alles läuft wie am Schnürchen...selber Ablauf wie gestern....du bist wieder auf deinem Sofa angekommen...Urlaub und so...Gucken und nicht nachdenken....doch dann rollt es wieder heran...du puhlst an Stellen in deinem Gesicht, ganz unbewusst. Bis sie ganz groß und angeschwollen...hässlich sind. Das wird sich sicher entzünden. Du wirst so traurig. Schon wieder.
"Ich liebe dich, Baby." schreibe ich meinem Sohn und die Tränen laufen. Ich liebe meine Kinder, von ganzem Herzen. Es zerreißt mir regelmäßig das Herz, das sie nicht alle immer bei mir sind.
Meine Sonne und mein Licht sind sie und sie kennen gar nicht meine inneren Kämpfe, wissen nicht, wie schwer es oft für mich ist. Für sie ist alles normal. Mama ist normal.

Montag, 4. November 2019

immer noch leer

Und du frisst dich voll, stopfst alles in dich rein,
um Löcher zu füllen, um dich wieder zu fühlen.
Doch alles was bleibt, ist diese Übelkeit und der Druck im Magen.
Noch ein weiterer Schmerz und du bist immer noch leer.

Donnerstag, 18. April 2019

Feuer

Du kannst ein Feuer nicht mit Flammen bekämpfen...
keinen Brand löschen, den du nicht siehst...
du riechst, wie es kokelt...es schwelt vor sich hin..
eine Decke würde es kurz ersticken, doch ein Funke reicht um es neu zu entfachen.

Die Unruhe treibt umher in mir, es kribbelt unter meiner Haut, mein Kopf brennt...
Stumme Schreie hallen in mir, wieder und wieder..
ich will mir die Haut von den Knochen ziehen,
das Fleisch abkratzen und nagen.

Der Qualm steht schon vor der Tür, er kriecht hervor durch die Ritzen
mir fehlt der Atem, ich könnte ersticken...
Ersticken an Ungesagtem, Ungefragtem....zu viel Gefühl.
Zu wenig Gefühl.

Ich könnte fressen und hungern zugleich,
könnte lachen, weinen und schreien
ich stehe aufrecht und doch drückt es mich nieder
ich will kämpfen und aufgeben
ich will allein sein und ich will gehalten werden.

Will das mir das Haar gestreichelt und die Stirn geküsst wird
Es brennt
ich fühle mich eisig und stumpf
Fass mich nicht an, ich kann es nicht spüren

Meine Haut Leder durch die Hitze und porös wie Kohle
Mein Lächeln die Maske, die ich brauche um zu Atmen
Es brennt

Kein Wasser nass genug
Kein Wind kühl genug
Kein Einsatz genug
nichts ist genug

Es brennt.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Ende?

es fehlt die kraft und das lächeln das vergeht mir
ich kann nur warten, warten und die hoffnung nicht aufgeben,
warten und am unausgesprochenen zerbrechen.
der tag bleibt dunkel, ich gehe durch die straßen und sehe blitze, doch hebe ich den kopf, so ist da nichts.
in mir drin da donnert und blitzt es, es zerreißt mich und verbrüht mein inneres.
es würde ein satz reichen um mich zu erlösen...doch die erlösung bleibt mir versagt. mir bleibt bloß das warten und hoffen.
es brennt unter meiner haut, mir platzt der kopf, meine augen können kein wasser mehr tragen, doch niemand sieht, niemand fühlt, niemand ahnt mein klagen. stumm sind meine lippen und die augen starr. mein gesicht eine maske, mein leben eine bühnenshow. wo bleibt der applaus, wo bleibt das hurra?

Mittwoch, 12. Dezember 2012

tag y

ich sehe dich, du mit gesenktem blick und hängenden schultern und ich weiß, du musst schwer tragen... aber an deinem handgelenk baumelt nur ein leerer stoffbeutel.
ich begleite dich ein stückchen, doch du bemerkst mich nicht.
langsam führen deine schritte dich durch den abend, nur wohin, das weißt du wohl selber nicht...was will man schon zu haus, wenn dort keiner wartet?
ein kurzer blick nach oben und schon steuerst du auf das nächstbeste zu, was du siehst...zeit verschwenden, den abend verkürzen...
plötzlich stehen wir in diesem laden, ich beobachte dich. hilflos stehst du dort und weißt nicht was du willst...schlenderst durch die regale um irgendetwas zu finden, was dieses loch in dir stopft. suchend schaust du dich um, dann hellt sich dein gesicht auf! für einen kurzen moment seh ich ganz genau, dass du nun weißt was du willst. dein blick streift hektisch die auslagen, sucht...sucht...sucht...doch du wirst es hier nicht finden.
tränen in deinen augen, verzweiflung.
ersatzlösung....irgendetwas nehmen, was du garnicht willst. du trägst es durch den laden und deine schritte werden länger, langsamer...du willst nicht wieder raus in die kälte, nicht wieder alleine deinen weg gehen...du willst die menschen spüren, zumindest erahnen das sie da sind. doch ewig kannst du nicht bleiben, also schleppst du dich und deinen einkauf zur kasse. vor dir eine frau, ihr stoffbeutel ist quietschgrün und drinnen liegt viel buntes, das lächeln auf ihrem gesicht tut dir in der seele weh, du wendest dich ab...hinter dir niemand.
wieder draußen bleibe ich dir dicht auf den fersen, ich will sehen wie es weitergeht.
deine schritte bleiben langsam, der weg könnte für dich weiter sein...
plötzlich bleibt dein blick an etwas heften, du bleibst stehen und schaust es dir genauer an. ein tiefes schnaufen. ein knopf ist lose..."auch das noch...", höre ich dich murmeln...
draußen ist es bitterkalt und das eis unter deinen füßen knirscht bedenklich...
gleich bist du zu haus, was würdest du gern tun? in warmen armen einschlafen? witzige gespräche führen? willst du das? kannst du das? nein. du würdest es gerne können, aber es funktioniert nicht...wird nicht funktionieren. dein reich ist nur für dich.
ein letzter halt vor deiner tür, noch einmal tief durchatmen, du hebst den schlüssel und dein gesicht spiegelt sich in der glasscheibe.
aber halt, das bin ja ich...

Samstag, 17. November 2012

Blaues Haar

"Hobbies?", krächzt mir diese Stimme in mein rechtes Ohr und starrt mich fragend an. Starrt mich undendlich niemals enden wollende Stunden immer wieder an. Der Platz ist eng und die Menschen im Auto scheinen mit den Stunden immer größer und die Luft immer dünner zu werden. Ich zähle meine Hobbies auf und hoffe somit den Fragesteller ruhig zu stellen. Er schweigt kurz, holt tief Luft und macht sich seinem Erstaunen Luft, dass er tatsächlich eine Antwort bekommen hat. Dieses tut er nuschelnder Weise, was mich mit der Zeit immer aggressiver macht, da ich nur die Hälfte von dem verstehe, was er mir eigentlich sagen will.
Er hat blaue Haare. Blau. Und nicht nur auf dem Kopf, NEIN, auch im Bart. "Der hat sonst 5 Farben!", erklärt er. "Und das ist kein Blau, sondern Blau-Schwarz. Das trägt er seit 20 Jahren so." Tja, auch am Showbusiness nagt der Zahn der Zeit. Die Haare unter der Färbung scheinen mit den Jahren ihre natürlich Farbe verloren zu haben, so dass sie nun weiß sind und der Kopf somit strahlendblau, wie auch der Rest der Person sein sollte...wenn man die Biere mitgezählt hat. Aber der Gemütszustand ist wie zum Anfang der Fahrt. Und zu dem gern getrunkenen Starkbier mischen sich gelegentlich noch Tabletten fürs Herz oder sonstige Beschwerden, welche lose abgepackt in einer alten Filmdose herumklappern. Ein bunter Haufen, wie Smarties.
Nachdem ich höflicherweise meinerseits auch nach den jeweiligen Hobbies gefragt habe, werde ich überrollt von einer Flut an Informationen, wo von die meisten sein Interesse an Serientätern wiederspiegeln.
Die Luft wird immer dünner im Auto...hinten keine Türen oder Fenster zum runterkurbeln, allein mit 4 Männern in einem Wagen. Der eine ein potenzieller Serientäter, der nächste schwer genug um einen durch seine bloße Anwesenheit den Atem zu rauben, der dritte ein übler Autofahrer und der letzte versteht meine Sprache nicht. Beste Vorraussichten um lebend diese Fahrt zu überstehen, nicht.
Ich versuche mich auf die Umgebung draußen zu konzentrieren und merke, wie sich dieser Blick wieder auf mein Gesicht versteift. Er brennt mir Löcher in den Kopf, frisst sich durch mein Ohr, zerzaust meine Haare und vereist meine Augen. Kalte Schauer laufen mir den Nacken hoch, mein Mund verzieht sich zu einer schmalen Linie und mein Atem geht stoßweise.
Ich setze ein Lebenszeichen im Internet, damit auch jeder weiß, wo und mit wem ich gerade unterwegs bin...nur für den Fall der Fälle...

Hobbies....dem einem verdanke ich diese Fahrt und viele solch ähnlicher Fahrten. Wundervoll. :)



"War auf dem Markt. Eier kaufen"